Wenn der Prinzregent hätte Gnade walten lassen …

 

… dann hättem wir jetzt den Trump Toni als bayerischen Ministerpräsidenten!

Nur zur Erinnerung: Donald Trumps Grossvater stammt aus Kallstadt in der Pfalz und wanderte – aus verständlicher Not wie auch heute mancher „Wirtschaftsflüchtling“ – in die USA aus. Als reicher Mann zurückgekehrt, heiratete er eine Frau aus dem Nachbardorf und wollte sich in der alten Heimat wiedereinbürgern und niederlassen. Die örtlichen Behörden waren aufgrund der zu erwartenden Steuereinnahmen natürlich dafür, der bayerische Staat, zu dem damals die Pfalz gehörte, aber nicht. Nicht weil Trump sein Vermögen auf teilweise anrüchige Geschäfte – als Goldgräber und Bordellbesitzer – erworben hatte, sondern weil er dort als „Wehrdienstverweigerer“ galt. Weil er vor Ableistung des Wehrdiensts Kallstadt verlassen hatte, hatte er die Staatsbürgerschaft verloren.

Die bayerischen Behörden blieben hart, nicht einmal ein Gesuch an den Prinzregenten Luitpold fruchtete. Schliesslich schickte das Innenministerium einen Brief an den Bürgermeister: „Dem derzeit in Kallstadt befindlichen amerikanischen Bürger und Rentner Friedrich Trump ist eröffnen zu lassen, dass er längstens bis zum 1. Mai lfd. Jrs. das bayerische Staatsgebiet zu verlassen, andernfalls aber seine Ausweisung zu gewärtigen habe.“ So wurde aus Friedrich Trump endgültig Frederick Trump und sein Enkel amerikanischer Präsident.

Aber stellen wir uns einmal vor, Prinzregent Luitpold hätte Gnade vor Recht ergehen lassen, die Trumps wären in der bayerischen Pfalz geblieben. Als reicher Mann hätte sich Friedrich Trump entschlossen, seinen Geschäften im boomenden München nachzugehen. Sein Sohn Fred wurde dort als Bauunternehmer reich, Sohn Anton übernahm das Immobilienimperium. Der Trump Toni hatte immer ein Herz für Ausländerinnen, seine erste Frau Ivanka stammt aus der Tschechoslowakei und seine jetzige Frau Melanie aus Slowenien. Was aber seiner Popularität ob des Migrationshintergrundes seiner Frauen keinen Abbruch tat, manche Bayern sagen ob der glamourösen Heiraten fast neidisch „A Hund is a scho!“

Lange Zeit verleugnete Anton Trump seine ausländische Herkunft, sein Vater log, als er sagte er käme aus Karlstadt, einer kleinen Kreisstadt in Unterfranken (wobei dem Sohn dieser „fränkische Geruch“ im oberbayerischen Landesverband der CSU einige Häme eingetragen hat). Seit aber Forscher seine pfälzische Herkunft herausgefunden haben, verleugnete er seine Wurzeln nicht mehr und sagt auf Twitter, er sei nicht nur ein „Genie“, sondern auch ein bodenständiger, aufrechter und furchtloser Pfälzer, ein typischer „Kallstädter“ eben. Die dortigen Bürger, vom Trump-Rummel aufgeschreckt, sagen freilich hinter vorgehaltener Hand, er sei ein typischer Kallstädter „Brulljesmacher“. Und auch die AfD spricht davon, dass Bayern einen „Kallstadt-Impuls“ nötig habe, Trump sei eben einfach nur in der falschen Partei.

All dies tat seiner politischen Karriere, die er knapp 20-jährig mit einem Eintritt in die CSU- Jugendorganisation begann, keinen Abbruch. Von Franz Joseph Strauss, der mit seinem Vater einige  gute Geschäfte machte, gefördert, stieg er in der Partei schnell auf, verlor aber mit dem Tod seines Mentors weitestgehend den Rückhalt. Also widmete er sich hauptsächlich seinen Geschäften und stieg – trotz einiger Rückschläge und sogar trotz des Bankrotts eines seiner Unternehmen – zu einem der reichsten Männer Bayerns auf.

Mehr und mehr aber widmete er sich wieder der Politik, wobei er sich als Meister im Klimperspiel auf den alten und neuen Medien zeigte. Dabei stach er sogar den 20 Jahre jüngeren in diesem Metier nicht unerfahrenen Markus Söder aus. Während letzterer es nur auf einen Gastauftritt in der Serie „Dahoam is dahoam“ brachte, wurde er zum regelmässigen Gast am Lansinger Stammtisch, wo er für das Grobe zuständig war. Der Protest der Grünen wegen dieses „Politikerplacements“ blieb ungehört. Ob seiner derben, oft provozierenden Sprüche und Aussagen wurde er zu einem gern gesehenen Gast in allen Talkshows, von „hart aber fair“ bis zu „Anne Will“. Die Gastgeber liebten ihn nicht, aber er brachte Quote. Und lange Zeit dachten die Journalisten, er sei eine Art Politclown und man könne diesen Krawallmacher durchaus vorführen, politisch erreichen werde er nichts.

Aber auch in anderen Sendungen wurde TT, der Trump Toni bekannt. Bald wurde er Stammgast in „Bares für Rares“ und wurde zum Mentor junger Unternehmer in „Die Höhle der Löwen“. Er liess sich gerne als „Promi Big Brother“ begleiten, erwies sich als „Hundeprofi“ und nahm an jeder Art von „Küchenschlacht“ teil. Selbst die Familie bezog er ein: So zeigte sich seine Tochter Ivanka als „Shopping Queen“. Natürlich fehlte er auch nicht bei jeder vom Bayerischen Fernsehen übertragenen Faschingssendung. Allerdings verkleidete er sich nicht wie Markus Söder als Marilyn Monroe, sondern verkörperte die Rolle eines amerikanischen Präsidenten.

Natürlich gab er sich auch sehr traditionell. Jeden November nahm er an der Leonhardi-Wallfahrt nach Bad Tölz wie an der Tagung des katholischen Männervereins Tuntenhausen teil, liess sich bei der ersten Gondelfahrt auf dem Nymphenburger Schlosskanal ablichten, um dann im Hirschgarten seine Mass zu stemmen. Aber auch die Jungen versuchte er anzusprechen, auf Facebook hat er fast 250’000 Follower. Bilder zeigen ihn mit der Schultüte, aber auch mit Stars wie den Rolling Stones, Udo Jürgens oder Boris Becker. Vor allem seine Aktivität auf Twitter ist legendär. Kein politisches Ereignis, kein Verbrechen, kein Tatort, zu dem er nichts zu sagen hat. Durchschnittlich kommt er auf sieben Tweeds pro Tag.

Nach dem Debakel bei den Bundestagswahlen wurde die Diskussion um die Nachfolge des bayerischen Ministerpräsidenten wieder lanciert. Der Trump Toni zeigte sich als Meister im Intrigenstadl der CSU. Insgeheim hatte er sich der Mehrheit der Bezirksvorsitzenden und der Landtagsabgeordneten versichert, die Junge Union hielt auf ihrem Parteitag spontan hunderte von Schildern „TT for MP“ hoch. Sein Weg in die Staatskanzlei war vorgezeichnet …

… So hätte es kommen können, wenn der Prinzregent damals der Wiedereinbürgerung des Friedrich Trump zugestimmt hätte. So ist aus dem Anton Trump nur ein Donald Trump geworden und aus einem potentiellen bayerischen Ministerpräsidenten ein amerikanischer Präsident. Als bayerisch-schweizerische Doppelbürger bin ich eigentlich ganz froh darüber. Aber ob die Welt darüber froh sein kann?

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